THE SLOW RUSH

TAME IMPALA

Mit seinem vierten Album atmet Kevin Parker tief durch und liefert ein solides und sehr persönliches Werk ab. Die Kompositionen sind durchdacht, reichhaltig und nachdenklich wie eh und je.

Von David Marbach

Ein aus unserer Sicht unvergesslicher Sommer im Jahre 2015 war es, als Tame Impala ihr letztes Album der Öffentlichkeit präsentierten. Mit dem dritten Album «Currents» ist der Band aus dem westaustralischen Perth ein wahres Meisterwerk gelungen, welches sich in unsere Musik-Herzen eingebrannt hatte. Ein Album, welches Kevin Parker den direkten Weg auf den Psychedelic-Thron geebnet hat.

Vorbei war es für Tame Impala mit der Underground-Szene. Der Name war von einem Moment auf den anderen jedem durchschnittlichen Musik-Connaisseur ein Begriff und ein essentieller Bestandteil jeder Sonntags-Brunch-Playlist auf Spotify.

Fünf Jahre später meldet sich Kevin Parker in eindrucksvoller Manier mit «The Slow Rush» zurück. Der Leadsänger der Band, welche nur an Konzerten als Band auftritt, ist ein unbestrittener Perfektionist. Jeder einzelne Ton muss beim 34-jährigen Australier sitzen. Anders kann man seinen fünfjährigen Hiatus bis zur Herausgabe dieses Albums nicht erklären.

Anstatt sich zunächst in dieser Phase um seine eigene Projekte zu kümmern und im künstlerischen Vordergrund zu stehen, bevorzugte er lieber im Hintergrund für andere Musiker zu produzieren und seine neuen musikalische Ideen auszuprobieren. In dieser Zeit arbeitete er mit Namen wie Rihanna, Travis Scott, Lady Gaga oder Kali Uchis zusammen.

Zeit ist ein wichtiges Thema bei «The Slow Rush». Wie ein roter Faden zieht es sich durch das gesamte Album. Das neue Kunstwerk ist eine Meditation über die Zeit, in all seinen verschiedenen Facetten. Die Leichtigkeit, in welcher Parker das gesamte Kunstwerk zusammengefügt hat, ist erstaunlich. Die Tracks sind hauptsächlich club-orientierter Psychedelic-Pop, die Beats sind stets sehr elegant und eingängig. Die Songstruktur wird von Parker bewusst einfach gehalten – es sind Rhythmen, welche die progressive Richtung der Lieder auf dem Album vorgeben.

Es ist einfach nur erstaunlich, wie es Kevin Parker fertiggebracht hat, seine Musik mit so einer Passion und Genauigkeit zu konstruieren, dass sie langsam fliesst und fliesst, ohne dass man es beim Zuhören merkt – ohne Flachstellen und beinahe so smooth wie die Vinylplatten aus den 70er Jahren. Parker ist es von Anfang an dieses Projekts gelungen, mit den Vorab-Singles «Patience», «Borderline» und «Lost In Yesterday» seine Fans auf ein neues musikalisches Zeitalter einzustimmen, ohne dass der Touch vergangener Tage verloren ging, welcher Tame Impala in den letzten dreizehn Jahren ausgemacht hatte.

Man darf sich sicher sein, dass «The Slow Rush» bei den Konzerten und Festivals der Band in diesem Sommer ein unvergessliches Erlebnis sein wird. Hoffentlich auch in der Schweiz. Let it happen!


Die besten Songs:

Borderline
Posthumous Forgiveness
Breathe Deeper
Lost In Yesterday
Is It True
Glimmer