Sanctuary

GENGAHR

Die Zuflucht der Indie-Rock-Szene kommt dieses Jahr aus London: Mit «Sanctuary» gelingt Gengahr, unter der Federführung von Bombay Bicycle Club-Singer/Songwriter Jack Steadman, ein vollkommenes Meisterwerk.

Von Sergej Stutz

Was soll ich sagen: Eigentlich hätte dieser Slot dem langersehnten Comeback von Bombay Bicycle Club gehört. Nach vier Jahren absoluter Stille rund um «BBC» fieberten wir auf das neue Album der Band hin – und wurden enttäuscht. «Everything Else Has Gone Wrong» hätte das Werk der Engländer werden sollen, dass wir den Enkeln voller Stolz am Plattenteller präsentiert hätten. But somehow, «everything went wrong», und das neue Album der Band verschwand nach mehrmaligem Hören wieder im hinteren, verstaubten Vinylregal. Dabei war die Vorfreude auf «Everything Else Has Gone Wrong» berechtigt, schliesslich gelingt dem Frontmann von Bombay Bicycle Club, Jack Steadman, stets ein Meisterwerk: Unter dem Pseudonym «Mr. Jukes» brachte Steadman im Sommer 2017 mit «God First» ein Soloprojekt heraus, welches zu unseren persönlichen Allzeit-Favoriten gehört.



Und genau dieser Jack Steadman ist es auch, der das neue Album «Sanctuary» der Londoner Band Gengahr produziert hatte – vielleicht liegen ihm die eigenen Projekte mit der Reife wohl mehr am Herzen, was man einem gestandenen Musiker wie ihm irgendwie nicht verübeln kann.

Mit der Produktion des neuen Albums von Gengahr ist Jack Steadman wahrlich ein grosser Wurf gelungen. Die Musik auf «Sanctuary» klingt so, als hätten Glass Animals und Two Door Cinema Club zusammen ein Kind gemacht, ohne dass jemand davon etwas mitbekam. Die Musik wirkt variierend und solid, viele Songs wirken geradezu hymnisch. «Sanctuary» ist in diesen schweren Zeiten ein wahrlicher Rückzugsort für Indie-Fans – jeder Song klingt einzigartig und greift harmonisch ineinander, das Album klingt abwechslungsreich, jedoch während 36 Minuten wie aus einem Guss.



«Sanctuary» beginnt mit einem wuchtigen Intro à la Muse: Everything & More erinnert fest an die Einstiege von Matt Bellamy. «Heavenly Maybe» ist einer der grössten Indie-Banger der letzten Jahre, lädt zum Mittanzen ein und wird ein fester Bestandteil aller zukünftigen Indie-Fêten sein. Zu den weiteren Höhepunkten gehören Soaking In Formula und Icarus, welche abermals die tanzbaren und groovigen Vibes der Platte am besten repräsentieren. Abgerundet wird Gengahrs Neuling mit einem Lullaby namens Moonlight, welcher bei den Live-Auftritten der Band für Gänsehaut – und «Put your lighters up!» - Momente sorgen wird.

Indie-Rock-Liebhaber werden auf «Sanctuary» garantiert etwas finden, mit dem sie sich identifizieren können. Das Album überzeugt auf der ganzen Linie und man darf gespannt sein, was das Quartett aus Hackney in Zukunft wieder aus dem Hut zaubern wird.


Die besten Songs:

Atlas Please
Heavenly Maybe
Never a Low
Soaking In Formula
Icarus