Dream In Colour

FRANC MOODY

Ned Franc und Jon Moody – Namen, die in meinen Ohren klingen wie zwei Cowboys aus Kansas City – sind in Wahrheit zwei Musiker aus London. Aus ihren Nachnamen ergibt sich der Bandname Franc Moody. Was die insgesamt sechsköpfige Band so wahnsinnig interessant macht, sind nicht nur ihre exzessiven Live-Shows, sondern auch ihre unkonventionellen «Do-It-Yourself»-Songproduktionen und ihr positiver Electro-Funk-Vibe. Nur schon für die Bass-Lines würde ich ihr Konzert besuchen.

Von David Marbach

Inspiriert von Daft Punks «Random Access Memory» und Nile Rodgers «Disco-Band» CHIC wächst in London eine neue Tanzfabrik heran. Franc Moody entstand in der eng verwobenen Londoner Raveszene in einem heruntergekommenen Lagerhaus in Tottenham. Auf Ihrer ersten EP aus dem Jahre 2016 spielen die beiden nur Instrumentals, so konnten sie sich zu Beginn ihrer Karriere auf die Produktion von guter Dance Music konzentrieren. Später kamen die Lyrics dazu. Vor ihrem ersten Album produzierten sie ziemlich coole Remixes für Dance-Musik-Ikonen und ihre Vorbilder wie Jamiroquai oder CHIC.



Vielleicht sind Ned Franc und Jon Moody doch eine Art Cowboys. Zwei coole Typen fernab von jeglichen Starallüren, die mit ihrem Instrument so ziemlich alles können. Zwei echte Vollblutmusiker. Sie beherrschen eine Unzahl von Instrumenten und spielen ihre Songs in ihrem kleinen Londoner Studio selber ein. Ihr DIY-Aufnahmeprozess bezeichnen sie als «rough and ready». Er ist geprägt von viel Kreativität und Improvisation. Man nehme für das perfekte Händeklatschen: drei Paar Hände und ein Paar Gummihandschuhe. Auch die Geräusche von Salzstreuern, leeren Tabascoflaschen, Heizkörpern und Reissverschlüssen sind auf ihren Songs zu hören.



Ihre Unkonventionalität zeigt sich nicht nur im Studio, sondern auch im Austausch mit ihren Fans. Nach dem Release von «Dream In Colour» mieten sie sich ein Auto mit «einer bösen Soundanlage», wie sie dem «NME-Magazin» erzählten. Das Ziel: ihren Fans das neue Album präsentieren. Die Realität: Soundsystem erkennt die selber gebrannte CD nicht. Die Lösung: Karaoke mit den Fans, bis die gemietete Karre fast auseinanderfällt.

Ihr Debütalbum «Dream In Colour» ist ein rhythmisch-musikalisches Meisterwerk und verwandelt dein Umfeld, egal wo du gerade bist, in eine Disco. Ihre Musik macht glücklich. Das Album wurde geschrieben, um es feiern zu können. Und nicht in erster Linie darum, in den Lyrics eine Message zu vermitteln. «Das positive Gefühl, wenn man bestimmte Musik hört, kann ein Soundtrack für das Leben sein und bestimmte Momente im Leben begleiten», sagt Ned in einem Interview mit «thepostie».

Dopamine is synthesized from tyrosine,
A basic amino-acid, and is stored in synaptic vesicles
Receptor stimulation of the post-synaptic
Memory sends the impulse to the next neuron



Dopamine, dopamine
Dopamine, dopamine

Release dopamine


Trotzdem spricht die Bands auf ihren Tracks gesellschaftskritische Themen an. So beschäftigt sich «Dream In Colour» mit unserem ständigen Wechsel zwischen Online- und Offlinewelt – von der Welt in unseren Smartphones zur realen, echten Welt. Was unterscheidet unsere emotionalen Erfahrungen wie Freundschaft, Liebe und Gemeinschaft online von denen, die wir im wahren Leben machen? «Manchmal kann sich der Wechsel zwischen den zwei Welten anfühlen wie ein Wechsel von Schwarz/Weiss zu Farbe», sagt Ned.

Nobody said it was gonna be easy
Now I only dream in colour




Berüchtigt sind ihre exzessiven Live-Shows, bei denen es vor allem um Gemeinschaft und Chaos – um ein einmaliges Erlebnis im echten Leben gehen soll. In verschiedenen Erfahrungsberichten ist zu lesen, wie die sechs Bandmitglieder mitten in der Performance die Instrumente tauschen oder im Huckepack Keytar spielen. Sie sollen es zu verstehen wissen, die Leute mit ihren unkonventionellen Shows in ihren Bann zu ziehen. Leider können sie den Beweis für diese Stimmen nicht erbringen, weil ihre Europatour der aktuellen Situation zum Opfer fiel. Trotzdem würde es mich nicht verwundern, wenn sich dieses positive Franc-Moody-Lebensgefühl in ein paar Jahren um den ganzen Globus verbreitet hat.

Die besten Songs:

Dream In Colour
Terra Firma
Skin on Skin
Flesh and Blood
Night Flight
She’s Too Good For Me