Limbo

Aminé

Das neue Album des Portland-Rappers Aminé, bürgerlich Adam Daniel, ist eines meiner persönlich meisterwarteten Alben dieses Jahres. Obwohl sich der Rapper immer noch in einer künstlerischen Übergangsphase befindet, ist das sophomore Projekt eine perfekt durchdachte One-Man-Show mit kurzweiligen Features von Summer Walker, Young Thug, Slowthai und Vince Staples und vielen anderen Künstlern.

Von Sergej Stutz

Zwei Jahre mussten sich die Fans gedulden, doch im Februar war Aminé wieder zurück - und zwar mit einem lauten Knall. «Shimmy» war die erste Singleauskopplung von «Limbo».

Mit grossen Posaunen und Fanfaren kündigte Aminé seine Rückkehr an und zeigte diskussionslos auf, dass man auch in diesem Jahr mit ihm rechnen sollte. Unwissend von einer herannahenden, weltweiten Pandemie tanzt Aminé dabei durch sein selbst orchestriertes Musikvideo in Portland, seiner Heimatstadt im Herzen Oregons, und behauptet, 2020 werde sein Jahr.

«Shimmy» klingt wie eine typische Singleauskopplung und für mich war es unvorstellbar, dass dieses Lied auf seinem nächsten Album landen würde, vielmehr hörte es sich so an, als wäre «Shimmy» Aminé’s simples Warm-Up zu einem potenziellen, neuen Album.



Die weiteren Singleauskopplungen vor dem Release von «Limbo» waren «Riri», der Sommerhit 2020 schlechthin und «Compensating», welches das Feature mit Young Thug und sein bisher originellstes Musikvideo seiner Karriere mit sich bringt und vom Flow her sehr stark an Kanye’s «Heartless» erinnert.



Und dann war es also da. «This is some shit you go and pick your homie up from jail with» – So beginnt das zweite Album des US-Rappers Aminé, der in unseren Kreisen vor rund vier Jahren zum ersten Mal auf dem Radar aufgetaucht ist. «Burden» ist ein Lied, welches vom Vibe her stark an die Anfänge von Kanye West erinnert – an diese unverkennbaren, Old-School-angehauchten «The College Dropout-Vibes». Und exakt dieser Flow zieht sich durch gesamte Album - «Limbo» ist wie ein Kassetten-Tape, das man in seinen Autoradio reindrückt und an der Küste von Malibu im Ford Mustang genüsslich der Abendsonne entgegen fährt.

«Woodlawn» und der «Kobe»-Skit sind eine Hommage an die verstorbene Basketball-Legende Kobe Bryant. Aminé selbst betont, dass der Tod Kobe’s ihm die Augen aufgemachte und hat reifen lassen und man seinen Wohlstand und Erfolg im Leben nicht als Selbstverständlichkeit ansehen sollte.

Zum absoluten Highlight von «Limbo» gehört das Lied «Pressure In My Palms» mit den Features von Vince Staples und Slowthai. Obwohl die Einsatzzeiten der beiden Rapper auf diesem Track sehr kurz sind, ergänzen sich die drei Künstler optimal – «Pressure In My Palms» ist somit mein absoluter Lieblingstrack auf «Limbo».

Am Ende gilt es zu sagen, dass Aminé’s Wortwahl auf seinem neuen Werk viel erwachsener erscheint. Die Lieder wirken im Vergleich zu «Good For You» und «ONEPOINTFIVE» weiser und nachdenklicher, was eine neue und abwechslungsreiche Seite des Portland-Künstlers aufzeigt und seine aktuelle Übergangsphase zu einem gestandenen US-Rapper optimal widerspiegelt. Man darf gespannt sein, welche weiteren Projekte Aminé uns in der Zukunft bescheren wird.

Die besten Songs:

Woodlawn
Shimmy
Pressure In My Palms
Riri
My Reality